Kein Flug wie alle Tage …

Mein Flieger nach Yerevan ist startklar und das Boarding beginnt. Allerdings bin ich im Zugangstunnel zunächst von einer riesigen Rotte rüstiger Reise-Rentner aus der Schweiz umgeben. Um mich herum schwirren schwyzerdytsche Kommentare, ich hoffe, dass ich doch nicht aus Versehen in einen Flieger nach Zürich steige. In der Maschine angekommen kann ich dann anhand der Gesichter der Mitreisenden und der Berge von Handgepäck erkennen, dass dieser Flug höchstwahrscheinlich doch nach Armenien geht.

Ich sitze recht weit hinten im Flugzeug, trotzdem ist auch in diesem Abschnitt des Gangs noch sehr viel Bewegung. Rechts vor mir sitzt ein junger schwarzhaariger Mann im blauen Poloshirt mit kräftigen Oberarmen, der offensichtlich viele Freunde im Flugzeug hat. Es wird ein Selfie nach dem anderen mit ihm geknipst. Als sich irgendwann eine ältere Dame von hinten zu ihm durchkämpft, obwohl die Maschine eigentlich gleich starten sollte, dämmert mir langsam, dass der junge Mann vielleicht doch irgendwie bekannt sein müsste. Popstar oder Schauspieler vielleicht? Ich beobachte ihn unauffällig von der Seite, leider kenne ich ihn überhaupt nicht. Aber das muss ja nichts heißen. Inzwischen wurde die ältere Dame, nachdem sie ihr Selfie ergattert hatte, von einer rotbestrumpften und rotbeschuhten Stewardess streng auf ihren Platz kommandiert und wir fliegen los. 

Sobald man nach dem Start im Flieger wieder herumlaufen kann, gehen die Besuche bei meinem geheimnisvollen Mitreisenden munter weiter. Zwischendurch essen und lesen darf er aber doch. Er liest ein englisches Buch über Tennis, ist er ein Sportler? Hm, ich bin immer noch ahnungslos. Gibt es berühmte armenische Profi-Tennisspieler?

Als ich dann mitten in der Nacht meinen absolut toten Punkt erreiche, landet der Flieger pünktlich in Yerevan. Beim Verlassen des Fliegers sehe ich vor mir den Kapitän im Cockpit stehen. Zufällig steigt auch der geheimnisvolle Prominente direkt vor mir aus. Als der Kapitän ihn sieht, kommt er aus dem Cockpit und fragt ihn, ob er kurz ins Cockpit kommen könnte. Mist, jeder kennt diesen jungen Mann, nur ich nicht!

 Eine halbe Stunde später löst sich das Rätsel dann auf. Ich erzähle dem armenischen Ehepaar, das mich abholt, diese Episode. Die beiden sind natürlich – wie wohl alle außer mir – bestens informiert und erzählen mir, dass Henrikh Mkhitaryan, der Fußballspieler, seine armenische Heimat besucht!

Ich erinnere mich nun sofort an ein Abschiedstreffen im August in Bonn mit einem guten Freund, der mich gefragt hatte, ob ich denn eben jenen Mkhitaryan kennen würde. Natürlich nicht, Fußball ist ja nicht meine Stärke. Er klärte mich auf, dass er Spieler bei Borussia Dortmund sei und sowohl in Deutschland als auch in Armenien sehr bekannt und beliebt. Gut zu wissen! Denn nun kann ich gegenüber meinen armenischen Bekannten wenigstens seinen Vereinsnamen nennen und bin nicht vollkommen ahnungslos. Vielen Dank, T.S., für diesen kleinen Informationsvorsprung!